Hätte man dem Frauenteam der Eisbären vor dem vergangenen Wochenende gesagt, sie würden drei Punkte gegen den ECDC Memmingen holen, sie hätten gefragt, wo sie unterschreiben sollen. Also den Vertrag, der das zusichert. Nach dem Wochenende sieht es vielleicht ein bisschen anders aus. Denn im Vergleich zu den Spielzeiten zuvor, waren beide Partien denkbar knapp und hätten jeweils auch andersherum ausgehen können. Am Ende aber war das 1:0 für die Eisbärinnen am Samstag genauso verdient, wie das 3:0 für Memmingen am Sonntag. Aber der Reihe nach.
Nach dem Spiel am Samstagabend war der Jubel groß. Zum ersten Mal nach elf Niederlagen in Folge konnten die Berlinerinnen gegen Memmingen wieder punkten. Der erste Sieg seit Oktober 2021 war zwar mit 1:0 denkbar knapp. Er war aber eben auch hart erkämpft und absolut verdient.
Die Ur-Hohenschönhausenerin Laura Kluge hatte die Gastgeberinnen bereits in der fünften Spielminute mit 1:0 in Führung geschossen. Die Meisterinnen liefen im weiteren Spielverlauf ein ums andere Mal an, hatten die beste Drangphase gegen Ende vom Mitteldrittel, bissen sich aber an Lilly-Ann Riesner im Kasten der Eisbärinnen die Zähne aus. Riesner ragte in einem auf ganzer Linie starken Team etwas heraus. Stellvertretend für den enormen Kampfgeist verdiente sich Verteidigerin Frida Geyer eine Extra-Erwähnung. Sie machte nicht nur durch viele geblockte Schüsse auf sich aufmerksam. Die 18-Jährige traf auch sehr viele richtige Entscheidungen und ging voran.
Genau das wollten die Gastgeberinnen auch im zweiten Spiel am Sonntag tun. Vorangehen, den Schwung vom starken Schlussdrittel in Spiel 1 mitnehmen, Memmingen unter Druck setzen und nicht zur Entfaltung kommen lassen. In den ersten Minuten klappte dies auch noch. Die Gäste aus dem Allgäu aber zeigten dann schon in Minute 6 ihre Klasse. Nationalspielerin Nicola Hadraschek-Eisenschmid traf zum 1:0, Anna Rose baute diese Führung in der 14. Minute aus und quasi mit der Drittelpausensirene erhöhte Topscorerin Nara Elia auf 3:0.
Die folgenden 40 Minuten waren kein bedingungsloser Sturmlauf der Eisbären Frauen, aber Chiara Schultes im Memminger Tor hatte schon sehr viele Möglichkeiten sich auszuzeichnen. Die 19-Jährige Weidenerin bewies mit einem Spiel ohne Gegentor, warum sie fürs Nationalteam zum Deutschland-Cup nominiert wurde. Dort spielt sie ab Mittwochabend gemeinsam mit den Berlinerinnen Laura Kluge, Franziska Feldmeier und Anastasia Gruß gegen Frankreich, die Slowakei und Ungarn (Live auf MagentaSport).
Auch das U18-Nationalteam ist unterwegs. Im Schweizerischen Romanshorn treffen die Deutschen auf Japan, Finnland und die Gastgeberinnen. Aus Berlin nominiert: Siena Müller-Maldonado, Amy-Michelle Plaumann, Felicitas Bergmann sowie die Weißwasseranerin Annabell Manns, die gegen Memmingen ihre ersten Partien der Saison absolvierte. Ebenfalls mit an Bord des Teams von U18-Bundestrainer Sebastian Jones ist Eisbären-Co-Trainerin Kathrin Fring als Teammanagerin.
Der Rest vom Schützenfest, besser, vom Team, wird eine kurze Verschnaufpause einlegen. Am 16. und 17. November geht’s für die Tabellenführerinnen der Blossom-IC DFEL dann schon beim EC Bergkamen weiter. Die nächsten Heimspiele finden am 21. und 22. Dezember gegen den HK Budapest statt.
Cheftrainer Phillip Richter resümiert die Spiele gegen Memmingen…
“In erster Linie blicke ich sehr positiv auf das vergangene Wochenende. Vor allem, weil es uns gelungen ist, unser Spiel zu steigern. Direkt am Samstag konnten wir uns durch eine kompakte und geschlossene Teamleistung mit drei Punkten belohnen. Für den erwartet intensiven Start am Sonntag waren wir dann nicht bereit, wobei wir dann im 2. und 3. Drittel auf Augenhöhe mit Memmingen agierten, wenn auch leider ohne Torerfolg. Trotz allem war das ein gelungenes Wochenende gegen den amtierenden Meister.
…und den ersten Saisonabschnitt folgendermaßen:
“Vor der Saison hätte niemand damit gerechnet, dass wir als Tabellenführer in die Deutschland-Cup-Pause gehen. Das ist ein tolles Zwischenfazit! Die Neuzugänge haben sich prima integriert und die Mannschaft sich aufeinander eingestellt. Zudem profitieren wir in den Spielen immer wieder von einem starken Rückhalt unserer Torhüterinnen. Wenn wir weiter in voller Stärke trainieren und spielen können, ist dem Team einiges zuzutrauen.”
Stürmerin Laura Kluge zum bevorstehenden Deutschland-Cup:
„Die Vorfreude auf das Turnier ist riesig. Im Vergleich zum letzten Jahr, wissen wir dieses Mal schon, was auf uns zukommen wird. Wir freuen uns, dass wir dieses Jahr wieder mit dabei sind. Wir merken natürlich, dass die Medienaufmerksamkeit viel, viel größer ist als bei allen anderen Turnieren, die wir sonst spielen. Es ist unglaublich schön, im Fokus zu stehen und so eine Bühne zu bekommen. Uns geht es natürlich auch darum, unser Spiel durchzuziehen und Selbstbewusstsein für die Olympia-Qualifikation zu tanken.“