Am Samstagmorgen um 6 Uhr hatte der Teambus das Sportforum in Hohenschönhausen verlassen. 660 km weiter und 14 Stunden später standen die Berlinerinnen erstmalig auf holländischen Eis.
Dementsprechend schwer, vielleicht auch aufgrund des Fehlens einiger wichtiger Spielerinnen, kamen die Gäste ins erste Spiel.
Überhaupt wiesen beide Matches deutliche Parallelen auf. Erst stand es lange 0:0, dann lange 1:1. Nur gingen am Samstag die Berlinerinnen in Führung. Mal wieder durch die Kapitänin Anna-Maria Nickisch. Es war ihr 14. Treffer im 17. DFEL-Spiel. Nur eine Spielerin in der Liga traf öfter.
Am Sonntag waren die Gastgeberinnen kurzzeitig vorne. Da glichen die Eisbärinnen, natürlich durch Nickisch, zum 1:1 aus. Und dann kam das Überzahlspiel der Eisbärinnen zur Geltung. In beiden Partien musste Nina Rainer, die Österreicherin in Diensten der Tigers, in der 56. Minute auf die Strafbank. In beiden Partien nahm Coach Phil Richter dann eine Auszeit und in beiden Partien erzielte Anastasia Gruß daraufhin den 2:1-Siegtreffer.
„Beim ersten war es Glück, dass ich die Lücke gefunden habe und beim zweiten war der Puck abge-fälscht von der gegnerischen Spielerin«, berichtete Gruß hinterher. Was etwas zufällig klingt, war es allerdings nicht. Coach Richter hatte für dieses Spiel extra auf nur eine Powerplay-Formation umgestellt. „Phil meinte, wir sollen 90 Sekunden drauf bleiben. Am Ende war schon langsam die Luft aus, aber ich hatte noch Kraft und hab trotzdem weiter gespielt«, sagte Gruß.
So war dann am Ende auch der Trainer sehr zufrieden mit seinem Team: „Mit der Art und Weise, wie die Mädels am Ende die sechs Punkte geholt haben, können wir wirklich sehr zufrieden sein«, sagte Richter zusammenfassend. „Die Mädels sind an beiden Tagen, über alle sechs Drittel, an ihre Grenzen gegangen.«
Und so wurde der „Traum von Amsterdam” wahr, den die rund 40 Eisbärinnen-Fans vom Else-Jahn-Kurvenkollektiv besangen, die ihr Team vor Ort unterstützten. Eine Textzeile darin lautete: „Für sechs Punkte sind wir da.”
Ob die Amsterdamerinnen auch in der kommenden Saison in der DFEL mit dabei sind, steht hingegen noch nicht fest. Der Präsident der Tigers, Jeroen Kwist, der beim Spiel seines Frauenteams unter anderem als Statistiker, Essenfahrer für das Gastteam und Assistenz-Eismeister im Einsatz ist, kündigte eine intensive Evaluation nach der Saison und Gespräche mit dem niederländischen Eishockeyverband an. „Wir würden gerne weitermachen, aber es muss alles Sinn ergeben«, sagte er.
Fakt ist, die Organisatoren der Amsterdam Tigers um Präsident Jeroen Kwist und Team Managerin Vera van Westerloo taten wirklich alles, um den Aufenthalt der Eisbärinnen so angenehm wie möglich zu gestalten. Dafür an dieser Stelle ein ganz großes DANKESCHÖN!