Bente Kraus: Sotchi – Ich komme!!!

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Meine lieben Unterstützer, Daumendrücker, ach eigentlich alle, die immer irgendwie für mich da sind und da waren, heute habe ich endlich die Zeit und nehme sie mir auch, etwas zu schreiben. Ich muss mich ENTSCHULDIGEN, weil ich in den letzten Wochen und Monaten nichts hab von mir hören lassen auf meiner Homepage. Aber nicht immer läuft alles nach Plan und hat man oft einfach nicht die Lust oder die Nerven etwas zu schreiben, dass möchte ich an dieser Stelle ehrlich zu geben, aber dazu werde ich gleich näher berichten.

Jedoch als ERSTES – Es ist vollbracht – ich werde im Februar 2014 an den Olympischen Winterspielen in Sochi teilnehmen. Mein größter Traum und das ist mir das Wichtigste, das größte Ziel meines Papas für mich, geht damit in Erfüllung. Jetzt jedoch erst nochmal ein kleiner Rückblick.

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Mein letzter Artikel stammt aus dem Juli diesen Jahres. Danach folgten noch wichtige Woche der Vorbereitung. Im August war ich wieder vier Wochen in der Schweiz und in Frankreich auf dem Rad und am Meisten auf den Rollschuhen unterwegs. In dieser Zeit lief alles voll nach Plan. Lediglich am Ende des Frankreichtrainingslager unterlief mir ein Sturz beim Rolltraining. Im ersten Moment war der Schock groß, aber gleich danach war klar, dass neben Schürfwunden und einer offenen Wunde am linken Knie mit Prellung, “erstmal” nichts schlimmeres passiert war. Puuuh, ein Glück auch. Nach 2 Tagen kurzem ruhig halten, trainierte ich wieder. Jedoch war die Wunde am Knie eine äußerst blöde Stelle, die durch das ständige wieder einnehmen der Position beim Rolltraining, schwer und langsam heilte. Dies nahm ich jedoch in Kauf. Im September zurück in Berlin zeigte sich auf dem Eis jedoch, trotz normalem Trainings, dass mir das Knie noch deutliche Probleme machte. Durch unbewusste Ausweichbewegungen, die sich scheinbar eingeschlichen hatten, waren kaum Einheiten ohne Schmerzen möglich. Ich wollte aber nicht aussetzen und habe zusammen mit unseren Physiotherapeuten schwere Stunden der Behandlung erlebt, die mir halfen für den nächsten Trainingstag wieder einsatzbereit zu sein. Dieses Prozedere zog sich gute 5 Wochen, bis kurz vor den Deutschen Einzelstreckenmeisterschaften in Inzell, wo ich das erstmal schmerzfrei im Wettkampf war. Hier gelang mir mit Platz 3 über 3000m und Platz 4 über 1500m und den gelaufenen Zeiten, mein bester Saisoneinstieg, den ich bisher hatte.

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Danach hieß es dann- auf geht es nach Kanada und Amerika zu den ersten beiden wichtigen Weltcups. Denn nur bei den 4 bevorstehenden Weltcups konnten wir unser Olympiaticket lösen. Die Kriterien waren klar, 1xPlatz 8 oder 2x Platz 16 mussten her, um sicher in Sochi dabei zu sein. Beim ersten Weltcup in Calgary (der Olympiastadt 1988 ) fing ich über 3000m jedoch in der B-Gruppe an, was eine Top 16 Platzierung immer erschwert, weil man mindestens aufs Podium laufen musste, um über die sogenannte bereinigte Liste (pro Land dürfen nur 3 Läufer starten auf den langen Strecken bei Olympia und wenn in der A-Gruppe oft mehr wie 3 Läufer einer bestimmten Nation laufen, dann fallen diese dann heraus und man hat die Chance aus der B-Gruppe ein Top 16 Platzierung zu erreichen). Dies gelang mir in Calgary trotz toller neuer Bestzeit ( 4:06,30s ) nicht, da sich die B-Gruppe enorm stark präsentierte. In Calgary stand auch der Teamlauf auf dem Programm. Leider lief es hier für uns gar nicht rund und die Qualifikation rutschte schon mal in weite Entfernung. Jetzt ging es weiter nach Salt Lake City (Olympiastadt 202). Hier konnte ich mich auf Familienunterstützung freuen. Meine Mama und meine Tante nahmen die lange Reise auf sich, um mich zu unterstützen. Wir besuchten hier ein NBA Basketballspiel, was zur Abwechslung vor den Wettkämpfen sehr gut tat.
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Ich weiß nicht ob es an ihnen lag ;) aber im 3000m Lauf an diesem Wochenende gelang mir eine Fabelleistung. In erneuter Bestzeit ( 4:03,67s ) gelang mir der erhoffte Sprung aufs Podium mit Platz 2 und die bereinigte Liste half mir zur halben Olympianorm mit dem ersten Top 16 Ergebnis. Ein kleiner Stein fiel da schon erstmal ab.

Jetzt wollten wir natürlich auch im Team eine bessere Leistung zeigen. Leider wurden wir trotz Verbesserung zur Woche wieder nur mit einem 11. Platz bedient, was beutete, dass eine Qualifikation für Olympia fast kaum noch möglich war, denn nur 8 Teams starten bei Olympia. Nach knapp 3 harten Wochen in Übersee ging es für 5 Tage nach Haue. Man hoffte auf so wenig wie möglich Jetlag und musste sich auf den nächsten Trip nach Astana (Kasachstan ) vorbereiten.
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Denn hier stand der einzige Lauf über 5000m, den man zur Qualifikation für Sochi hatte ,an. Auf dieser Strecke hatte ich mir die Qualifikation am ehesten ausgerechnet. Doch nichts im Leben läuft wie man es plant, dass weiss ich seit diesem Jahr eh am Besten. Leider gelang es mir in einem schweren Lauf nicht, dass Ticket zu lösen. Große Enttäuschung machte sich breit und ich dachte mir…”Man warum hast du deine Nerven nicht im Zaum”, aber so ist es im Leistungssport. Dies hieß es jetzt zu akzeptieren. Für mein Nervenkostüm war das jedoch nicht förderlich. Oft werde ich dafür gerügt, dass ich lockerer sein soll,aber das sagt sich in so einer olympische Saison so einfach. Schließlich erlebe ich das alles zum ersten mal. Aber gut, jetzt hieß es nach Hause fliegen und beim Heimweltcup in Berlin das Ticket über 3000m lösen. Aufgrund einer guten Gesamtweltcupplatzierung mit Platz 17. bis dahin und einem Ausfall einer Athletin, durfte ich hier erstmalig in der A-Gruppe laufen und das auch noch zu Hause. Sehr Cool!!! Mit cool bleiben war es dann aber wieder schwer ;) . Ein risikovoller Lauf brachte mich am Ende auf Platz 15. Es war die schnellste Zeit auf Berliner Eis für mich, aber ich hätte mich trotzdem noch ein Stück schneller erhofft. Aber egal, es bedeutete für mich die 2. Top 16 Platzierung und somit mein Ticket für Sochi über 3000m. Ganze Felsbrocken fielen mir jetzt vom Herzen und meine Familie, Freunde und viele andere konnten miterleben, wie ich mich für meine ersten Olympischen Spiele qualifiziert habe.

Leider gelang uns im Team nicht das “Wunder von Berlin”. Wir müssen schweren Herzens akzeptieren, dass der zweimalige Olympiasieger Deutschland, jetzt in Sochi zuschauen muss. Die letzten vier Wochen waren eine extrem harte Zeit für Körper und Kopf und ich habe sehr viel dazu gelernt. Nicht alles lief so, wie ich es gern gewollt hätte. Aber ich bin stolz, sagen zu können, dass ich nach noch ausstehender Bestätigung des DOSB, zur Deutschen Olympiamannschaft in Sochi gehören werde und ich wieder dort laufen werde, wo ich im März diesen Jahres meine größten, bisherigen Erfolge feiern konnte. Das muss doch ein gutes Omen sein ;)

Das Jahr 2013 war in jedem Fall sportlich das erfolgreichste für mich, persönlich jedoch das Schlimmste. Mein Papa hat uns im Mai verlassen und kein Tag seit dem ist einfach so vergangen. In jedem Training musste ich kämpfen und gegen meinen inneren Schmerz ankämpfen, weil ich nicht aufgeben wollte. Aber an dieser Stelle muss ich einfach zugeben, dass es kein leichter Weg war. Oft war ich am Ende meiner Kräfte, weil er mir einfach so sehr fehlt und ich ihm zwischendurch einfach so vieles sagen wollte und er mir auch mal in Popo hätte treten müssen. Das er den jetzt für mich schönsten Moment, nicht live miterleben kann, tut umso mehr weh. Ich hoffe einfach, dass er von irgendwo alles gesehen hat und in Sochi irgendwo an meiner Seite sein wird. Das ich jetzt dort hinfahre, ist zum größten Teil auch sein verdienst, denn er hat mich zu dieser Kämpferin geformt, die ich heute bin und dafür danke ich ihm aus tiefstem Herzen. Ich Liebe Dich :(

An dieser Stelle möchte ich meiner Familie und meinen Freunden, vor allem meiner Mama, danken, dass ihr alle an meiner Seite ward und ich weiß, oft war ich kaum zu ertragen, weil ich so ein Nervenbündel war. Sponsoren und allen anderen Unterstützen und Daumendrückern gilt mein größter Dank. Ohne euch wäre dieser Traum nicht möglich geworden.

Jetzt muss ich aber ordentlich ranklotzen. Knapp 7 Wochen sind es noch bis Sochi und ich werde fleißig in Berlin trainieren, bis ins neue Jahr hinein, bevor es dann mit der kompletten Mannschaft nochmal nach Inzell ins letzte Vorbereitungstrainingslager geht. Der Slogan ” Dabei sein ist alles” stimmt schon irgendwie, aber ein sehr gute sportliche Leistung möchte ich natürlich auch erbringen.

Also drückt mir die Daumen.

Eure Bente

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