Wenn die Tabellenersten zu Teams reisen, die weit unten in der Tabelle stehen, wird oft von Pflichtaufgaben gesprochen, die zu erledigen sind. Meist ist das alles in der Theorie viel einfacher als in der Praxis und oft genug gelingt es dem Underdog in solchen Spielen den Favoritinnen ein Bein zu stellen. Das Frauenteam der Eisbären Juniors beendete die erste Halbzeit der Hauptrunde in der blossom-ic DFEL am vergangenen Wochenende mit zwei Pflichtaufgaben. Nein besser, mit zwei Pflichtsiegen! Und weil es so schön, vor allem zu merken, ist, werden die doppelten Erfolge in dieser Saison auswärts mit den gleichen Ergebnissen gefeiert. Nach den beiden 3:1-Siegen in Mannheim gab es zwei 5:2-Siege in Bergkamen.
Am Samstag stellten die Eisbärinnen nach einem torlosen ersten Drittel mit einem furiosen Mittelabschnitt die Weichen auf Sieg. Zweimal Anastasia Gruß (21./25.-PP) und zweimal Anna-Maria Nickisch (24./38.) überwanden Bergkamens Keeperin Jennifer Klömpges. Nachdem dann in der 52. Minute Cassandra Call mit ihrem ersten DFEL-Treffer überhaupt das 5:0 erzielt hatte, war trotz lautstarker Unterstützung einiger mitgereister Berliner Fans die Luft raus und Bergkamen kam noch zu zwei Ehrentreffern.
Der Spielverlauf am Sonntag war etwas spannender. Das 1:0 von Kapitänin Anna-Maria Nickisch (5. Minute) egalisierte Bergkamen in Minute 26. Ein Doppelschlag von Franzi Feldmeier und abermals Nickisch innerhalb von 55 Sekunden vor dem Ende von Drittel 2 sorgte für etwas klarere Verhältnisse, aber wieder kamen die Gastgeberinnen durch einen Nachschuss im Powerplay in der 44. Minute heran. Tormonster Anna-Maria Nickisch in der 48. Minute zum Hattrick mit ihrem fünften Treffer (!) am Wochenende und Topscorerin Feldmeier in der 51. Minute entschieden dann aber das Spiel zugunsten der Hohenschönhausenerinnen.
Nach dem Wochenende war Cheftrainer Phil Richter zwar nicht vollumfänglich, aber doch glücklich: “Auch wenn wir bei weitem nicht alles umsetzen konnten, was wir uns vorgenommen hatten, sind wir natürlich mit den zwei Siegen zufrieden. Im Vergleich zur Vorsaison konnten wir unsere Überlegenheit in Tore ummünzen, auch wenn die Art und Weise noch nicht das war, was wir uns vorstellen. Unter dem Strich stehen die Punkte und die Erkenntnis, dass wir auch solche Spiele gewinnen können.”
Das Fazit von Kapitänin Anna-Maria Nickisch:
„Das waren am Wochenende sechs Punkte, die auf jeden Fall auch Pflicht waren, vor allem, wenn man jetzt die Tabelle sieht. Mit Ruhm haben wir uns nicht unbedingt bekleckert, weil wir am Samstag brutal schwer ins Spiel reingekommen sind und Bergkamen auch seine Chancen hatte. Am Sonntag sind wir zwar in Führung gegangen, aber so richtig besser liefs da auch nicht. Also klar, 5:2 haben wir am Ende wieder gewonnen, aber es hätte auch an dem Tag genauso gut in die andere Richtung laufen können.“
Nach zehn von zwanzig absolvierten Spielen liegen die Eisbären Frauen mit 23 Punkten auf Rang 1 der Tabelle vor dem HK Budapest (21) und Meister Memmingen (12). Coach Richters Halbzeit-Fazit: “Wir können eine sehr positive Bilanz nach der Hälfte der Hauptrunde ziehen. Mit 23 Punkten aus 10 Partien haben wir unsere sportliche Entwicklung untermauert. Wenn ich bedenke, wie sich jede einzelne Spielerin in den letzten 18 Monaten entwickelt hat, bin ich wirklich sehr stolz. Es macht mir sehr viel Freude, Woche für Woche mit dem Team zu arbeiten. Ihre Moral und Arbeitseinstellung ist wirklich ansteckend.”
Am kommenden Wochenende haben die Eisbärinnen spielfrei, ehe sie am letzten Novembertag nach Memmingen reisen. Die letzten Heimspiele 2024 stehen am 21./22.12. im Wellblechpalast gegen Budapest an.
Anna-Maria Nickischs Ausblick auf das nächste Doppelwochenende im Allgäu:
„Jetzt heißt es natürlich analysieren, was schiefgelaufen ist, auch in die Einzelkritik gehen und in zwei Wochen gegen Memmingen müssen wir auf jeden Fall wieder eine andere Leistung zeigen.“