Wie schon im letzten Bericht geschrieben war heute die Nacht um 5.00 Uhr beendet. Durch unser regelmäßiges Frühtraining sollte die Mannschaft mit einem Spielbeginn um 07.45 Uhr gegen die NWC Stamps aus Calgary keine Probleme haben und dies eventuell für sich nutzen können.
Mit Beginn des Spieles zeigte sich schnell, dass der Gegner über die Physis und hartes bis teilweise unfaires Zweikampfverhalten sich Vorteile zu erarbeiten versuchte. Dieses dann auch mit der Folge, dass Pascal Dopatka und Paul Fabian nach Stockschlägen noch im ersten Drittel nicht mehr spielfähig waren und zumindest für den Rest des Spiels pausieren mussten.
Mit zunehmender Dauer des Spiels nahmen die Eisbären die Härte an, fanden ihren Rhythmus und konnten spielerisch überzeugen. Auch nach dem 0:1-Rückstand ließen sich die Eisbären nicht beindrucken und agierten weiterhin konzentriert und körperlich intensiv.
In der ersten Pause erklärten Sven und ich der Mannschaft unisono, dass wir nach Kanada gereist sind um gegen genau solche Gegner zu spielen. Die Stimmung war weiterhin gut und die Jungs gingen motiviert wieder aufs Eis. Die Mannschaft fand schnell ins Spiel, bekam immer mehr Spielanteile und der Gegner spielte weiter auf Konter. In der 30. Minute gelang Danjo Leonhardt auf Zuspiel von Daniel Visner der Ausgleich. Zwei der vielen Konter des Gegners führten jedoch noch vor Ende des Mittelabschnittes zu Gegentoren und einem Zwischenstand von 1:3, der nicht dem Spielverlauf entsprach. Die Eisbären waren bis dahin wirklich gut im Spiel, hatten etliche gute Torszenen und konnten diese aber leider nicht verwerten. Der Torwart des Gegners war irgendwie immer zur Stelle.
In der zweiten Pause war die Stimmung trotz allem immer noch positiv und die Eisbären waren weiter im Spiel. Wichtig war, das Transitiongame des Gegners in den Griff zu bekommen und fanden wieder gut ins Spiel. Plötzlich jedoch ein Konter des Gegners und es stand 1:4. Dies wirkte wie ein K.O.-Schlag, die Eisbären taumelten und fanden trotz Auszeit und Motivationsansprache von Sven Felski und mir nicht mehr in die Erfolgsspur. So endete das Spiel bezogen auf Spielverlauf etwas zu hoch mit 2:7.
Es war jedoch auch nur eins von 3 Spielen in der Vorrunde und aus Fehlern lernt man am besten. Es war für mich allerdings nicht so richtig nachvollziehbar, warum die Eisbären so ein Problem mit dem Umschaltspiel des Gegners hatten. Der überwiegende Teil der Saisonspiele haben die Gegner ähnlich gespielt. Allerdings nicht so schnell und körperlich hart wie dieser Gegner aus dem Nordwesten Calgarys.
Das Leben geht weiter und was macht ein Eishockeyspieler wenn er in Kanada ist? Richtig – er muss in einen Hockey Store und der muss richtig groß sein. Da wir erst um 16.00 Uhr das nächste Spiel bestreiten mussten, war dies der Lückenfüller und alle Jungs waren wieder glücklich. Wenn es doch immer so einfach wäre, um sich auf den nächsten Gegner sich vernünftig vorzubereiten. Dieser Gegner waren die Leduc Roughnecks, ein Team aus der Nähe von Edmonton mit sehr rauer Gangart.
Die Eisbären hatten aus dem zweiten Gruppenspiel gelernt und ihr taktisches Verhalten umgestellt. Aus einer guten Defensive waren sie in der Lage, den Gegner spielerisch im Offensivdrittel unter Druck zu setzen und den Puck immer wieder zum Tor zu bringen. Trotzdem dauerte es bis zur 15. Minute, bis es 1:0 für die Eisbären stand. In einer Überzahlsituation kurz vor dem Ende des ersten Abschnitts gelang dem Gegner mit einer seiner wenigen Chancen und einem Glücksschuß, zum 1:1 auszugleichen. So ging es in die erste Pause.
Das Auftreten der Mannschaft war trotzdem sehr positiv zu bewerten, da man taktisch diszipliniert und mit viel Puckbesitz das Spiel dominiert hatte. Jetzt hieß es, dies die nächsten 40 Minuten durchzuziehen. Die Eisbären wollten dies auch, fanden sofort ins Spiel und hielten die Taktik ein. In zwei Powerplay-Situationen gelangen Danjo Leonhardt und David Visner die 3:1-Führung. Die schmutzige Spielweise des Gegners wurde weitgehend ignoriert. In der zweiten Pause war zu spüren wie viel die Eisbären körperlich investiert hatten, denn mittlerweile hatten wir mit Mick Hochreiter, Atli Sveinsson und Ilja Fleischmann drei Spieler verletzt eingebüßt. Trotzdem war der Siegeswille weiter zu spüren und man hatte alles selber in der Hand.
In der 48. hatten Eisbären eine der bis dahin wenigen Unterzahlsituationen zu bestehen. Pascal Dopatka blockte einen Schuss, eroberte sich die Scheibe selber beim Gegner, setzte sich gegen zwei Gegenspieler durch und brachte den Puck mit der Rückhandschuß zum 4:1 unter die Latte ins Tor. Der Treffer wirkte wie eine Befreiung. Der Gegner wirkte angeschlagen und Oleg Porunow und erneut Danjo Leonhardt konnten auf 6:1 erhöhen. Jetzt nahmen die Eisbären einen Gang raus und das Spiel endete mit Schiedsrichterhilfe und diversen Unterzahlsituationen in den letzten drei Minuten letztlich 6:3.
Insgesamt hatten die Eisbären am Ende zwischenzeitlich 5 Spieler verloren, aber alle scheinen im Halbfinale wieder einsetzbar zu sein. Ein kurzer Schreckmoment war allerdings im Spiel dabei, als Daniel Visner einen brutalen Check kassieren musste und bewußtlos aufs Eis knallte, blau anlief und erst mal von unserer Teamärztin wieder zurückgeholt werden musste. Danke Melanie, daß war großartig! Daniel geht es wieder gut und auch er kann im Halbfinale spielen.
Wer jetzt glaubte, in der Kabine war großer Jubel, der sah sich getäuscht. Es herrschte Ruhe und den Jungs waren die Anstrengungen dieses harten Spiels anzusehen. Aber glücklich waren alle Jungs trotz der ganzen Anstrengung des Tages letztlich doch. Dies sind jene Spiele, die die Mannschaft weiter bringt, den Charakter festigen und die Schmerzverträglichkeit erhöhen. Somit ging ein langer und erfolgreicher Tag zu Ende. Morgen um 10.00 Uhr stehen die Eisbären verdient im Halbfinale gegen das mit Abstand stärkste Team des Turniers aus Kelowna.
Also, die Spannung bleibt erhalten. Jetzt heißt es, gut zu regenerieren und morgen wieder gut motiviert in das nächste körperlich harte Spiel zu gehen.
Allen Lehrer wünsche ich angenehme Ferien und allen Interessierten ein schönes Wochenende. Verbleibe bis morgen mit besten Grüßen
Andreas Gensel.